Christoph Bacher, Museumgasse 3, 2130 Mistelbach, +43 2572 2636, christoph_bacher@aon.at

100 Jahre Tradition

Ein Traditionsbetrieb feiert ein besonderes Jubiläum.

Im Jahr 1913 wurde die Malerfirma von Leopold Bacher in Mistelbach gegründet. Mit handwerklichem und unternehmerische Geschick führte er den Betrieb durch die krisengeschüttelte Zwischenkriegszeit bis in die späten 50iger Jahre. Leopold Bacher war ein Meister seines Fachs in Bezug auf Malerei, Vergoldung und Schriftenmalerei und legte den Grundstein für den bis heute weit über die Region hinaus bekannten Ruf der Firma Bacher.
In diesem Meisterbetrieb ausgebildet, war der Weg für seinen Sohn und Nachfolger Herbert vorgegeben. Mit seiner Ausbildung als Maler- und Schriftenmalermeister nützte Herbert Bacher den wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit. Er erweiterte und modernisierte den Betrieb den Bedürfnissen der Zeit entsprechend und baute den Kundenstock weiter aus.
1998 legte er das Geschick der Malerfirma in die Hände seines Sohnes Christoph, der wie sein Vater und Großvater eine umfassende Ausbildung als Maler-, Schilderhersteller- und Vergoldermeister absolviert hat. Christoph Bacher nützt heute das Wissen und den Erfahrungsschatz von drei Generationen, welcher nicht zuletzt durch die traditionellen Wanderjahre »auf die Walz gehen« erweitert wurde.

Die Firma Bacher in Mistelbach bietet heute das gesamte Spektrum der Malerei von modernen Handwerkstechniken bis zur Restauration im denkmalgeschützten Bereich an. Mit Feingefühl und Sorgfalt gelingt es Christoph Bacher manch unscheinbares Objekt mit Farbe ins rechte Licht zu rücken.

Es brodelt, es zischt, es explodiert beinahe. Heiße Dampfschwaden füllen den engen, dunklen Kellerraum. Ein Mann steht mittendrin und rührt in einer weißen Masse, die ein Eigenleben zu führen scheint. Christoph Bacher löscht Kalk.

Für Malermeister Christoph Bacher ist das Kalklöschen eine Winterarbeit. Wenn mehr Zeit ist und der Kalk zu Neige geht, übergießt er wie schon sein Vater und sein Großvater in der Wanne im Keller seines Hauses in der Mistelbacher Museumsgasse Kalksteine mit Wasser, rührt in der Masse und achtet darauf, dass sich der Kalk nicht klumpig zusammenbackt. Gebraucht wird die weiße Farbe vor allem bei der Renovierung alter Häuser und Kirchen. »Es gibt nach wie vor kein Material, das sich für bestimmte Verwendungen so eignet wie Kalk.« Christoph Bacher weiß, wovon er redet. Er ist Meister für Malerei, Schilderherstellung, Restauration, Vergoldung, Kirchenmalerei und kunsthandwerkliche Techniken.

Auf die Walz zu gehen war früher bei Handwerkern üblich. Christoph Bacher hielt diese Handwerks- und Familientradition hoch und war zehn Jahre unterwegs rund um den Bodensee, wo viele historische Ensembles und Kirchen erhalten sind. Er suchte rund um den Bodensee nach eingerüsteten Kirchen, klopfte einfach an und fragte nach Arbeit. Die gab es zum Beispiel in Lindau. Hier hatte der Messner eines Montagmorgens die Kirchentüre aufgeschlossen – und auf ein Trümmerfeld geblickt. In der Sonntagnacht war mit dem letzten Glockenschlag die Decke heruntergekommen. Niemand hatte im dichtbebauten Gebiet wegen des Lärms die Polizei verständigt. Die Gewölbedecke lag wie ein Teppich über Kirchenbänken und Orgelempore. Mit der Wiederherstellung wurde ein Restaurator beauftragt, bei dem Christoph Bacher eine Anstellung fand. Auf einem Spiegeltisch wurden die Fragmente aus der Gewölbedecke aufgelegt, um später in einem Raster an der Decke wieder eingesetzt zu werden. Während dieser Zeit brach sich der Meister die Hüfte und die Fertigstellung verzögerte sich. Christoph Bacher trug den schmächtigen Mann jeden Morgen das Gestell hinauf und arbeitete unter dessen Anweisung an der Vervollständigung der Deckenfresken mit. Fast täglich kam der Pfarrer, um zu fragen: »Wann wird er denn fertig sein?« oder »Wie geht es ihm denn?«

Der Großvater von Christoph Bacher war noch zu Fuß auf der Walz gewesen in Ungarn, Italien, Tschechien und Deutschland. Vor allem in Italien, denn hier war die Hochburg der Zimmer und Dekorationsmalkunst, der Rosetten und Bordürenmalerei. In jeder Stadt hatte er sich angemeldet, Verpflegungsmarken erhalten und seine Arbeit dokumentieren lassen. Jahre nach dem Großvater war der Vater von Christoph Bacher auf der Walz. Er reiste Richtung Schweiz, in der Nachkriegszeit nicht nur, um auswärts zu lernen, sondern auch, weil es hier mehr Arbeit als zu Hause gab. Christoph Bacher selbst war zehn Jahre auf der Walz und machte keine Anstalten nach Mistelbach zurückzukehren.
Im Februar 1998 kehrte Christoph Bacher schließlich zurück und übernahmen den Betrieb im Elternhaus, einem der ältesten Häuser von Mistelbach. Hier hatte de Venne gewohnt, bevor er zu Reichtum kam und das Barockschlössl bauen ließ. Im Laufe der Jahre war das Haus gewachsen. Es beherbergte eine Töpfer- und eine Pinselfabrik, die später in die Franz-Josef-Straße übersiedelte, dort eine der größten der Monarchie wurde und bis in die 60er, 70er Jahre bestand. In diesem historischen Haus übernahm Christoph Bacher den elterlichen Betrieb. Doch 2005 startete er noch einmal durch, legte die Firmengeschicke in die Hände von Frau, Vater und einem bewährten Mitarbeiter und ging nach München, um die Ausbildung zum Restaurator im Handwerk abzuschließen.

Das gewonnene Wissen setzt Christoph Bacher bei der Renovierung von Kirchen und Pfarrhöfen im Weinviertel in die Praxis um. Einige dieser Gebäude befinden sich im Museumsdorf Niedersulz. Bürgermeisterhaus, Alte Schule, Wirtshaus, Lehrerwohnung und Wultendorfer Hof renovierte der Malermeister von der Putzsanierung bis zur Oberflächengestaltung mit historischen Malmitteln, reinen Kalkfarben und den richtigen eingesumpften Pigmenten. Die Fenster erhielten einen originalen Ölfarbe-Anstrich, der bei modernen Bauten wegen der langen Trocknungszeiten nicht mehr eingesetzt wird. Ein Monat lang standen die Fenster zum Trocknen offen in den Werkstatträumen, in denen in langen Reihen Pigmente die Regale füllen.

Mit historischer Substanz weiß der Maler nicht nur aufgrund seiner Ausbildungen, sondern auch aufgrund des Wissens, das im Familienbetrieb über Generationen weitergegeben wurde, umzugehen. Im Laufe der Jahre hat sich der Malerbetrieb so mehrere Standbeine geschaffen, die Sanierung historischer Gebäude ist nur eines davon, die moderne Innenraumgestaltung zählt ebenfalls dazu.

Text: Karin Opitz, Fotografien: Alexander Bernold